Kuchen von Oma mit Liebe gebacken, den gibt es bei der eigenen Oma oder bei kuchentratsch. Aktuell backen 25 Seniorinnen in der Backwerkstatt im Münchner Westend. Kapazität für 90 Bäckerinnen ist vorhanden, denn das Food-Startup kuchentratsch will wachsen. Umgeben von leckeren Kuchen erzählt uns die Gründerin Katharina Mayer, die begeisternde Story von Kuchentratsch.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen Kuchentratsch zu gründen?
Ganz einfach, wir essen beide gerne Kuchen. Da fragten wir uns, wo gibt es guten Kuchen? Meine Oma backt den besten Kuchen. Warum lassen wir uns nicht von Omas Kuchen backen und verkaufen ihn an Leute, die wie wir leckeren Kuchen lieben? Schnell begriffen wir, dass viele ältere Frauen sich freuten, gemeinsam zu backen, zu tratschen, eben integriert zu sein. Anfangs backten die Oma ehrenamtlich, mittlerweile werden alle Bäckerinnen in unserer Backstube bezahlt. Es stellte sich heraus, dass viele Omas auf einen Nebenverdienst angewiesen sind. So verkaufen wir nicht nur leckere Kuchen, sondern tun gleichzeitig etwas gegen Altersarmut und die Vereinsamung älterer Menschen.
Was waren die größten Herausforderungen am Start?
Es kostete Mühe, all die Vorschriften, die ein Backbetrieb und Gastro-Unternehmen erfüllen muss, zu recherchieren und die Voraussetzungen zu schaffen. Wir recherchierten viel im Internet und fragten uns durch. Man muss sich da einarbeiten, aber so sind nun Mal die Regeln. Was das Finanzielle angeht, so konnten wir ja von Anfang mit unseren Kuchen Umsatz erzielen, den wir dann stückweise in Küchengeräte und Anschaffungen investierten. Von dem Preisgeld, das wir beim Wettbewerb YOOWEEDOO gewannen, kauften wir neue Schürzen. Wir starteten stundenweise in Mietküchen, aber bald brauchten wir eine eigene Backwerkstatt. Eine passende Location in München zu finden, war nicht leicht. Bei der Renovierung haben wir selbst Hand angelegt, aber für den Ausbau der Backstube und den Umzug brauchten wir eine Anschubfinanzierung.
Wie hat euch Crowdfunding dabei geholfen?
Mit Crowdfunding haben wir das nötige Geld eingesammelt für die Renovierung der Backstube. Es war schön zu sehen, dass unsere Unterstützer oft nicht identisch mit unseren Kunden sind. Ihnen gefiel einfach unsere Idee, Seniorinnen zu helfen. Ob wir durch die Crowdfunding-Kampagne mehr Umsatz machen, kann ich nicht sagen. Wir haben im Rahmen der Kampagne eine ganze Bandbreite an Marketingaktionen durchgeführt. Das hat uns natürlich Aufmerksamkeit eingebracht.
Wie habt ihr euch auf die Kampagne vorbereitet?
Wir haben einen Monat vor der Kampagne mit den Vorbereitungen gestartet. Eine Bekannte unterstützte uns als Freelancerin über 2 Monate mit 30 Wochenstunden. Sonst hätten wir das nicht geschafft. Sie kümmerte sich um alles: vom Verfassen der Texte für Pressemeldungen und Blogbeiträge bis zur Organisation der Dankeschöns. Während der Kampagne übernahm sie die Kommunikation mit der Crowd und beantwortete die zahlreichen Mails.
Was würdet ihr jetzt anders machen?
Das Crowdfunding war sehr aufwendig, da gibt es sicher einfachere Finanzierungswege, um 25.000 Euro Kapital einzusammeln… Erstaunlicherweise haben uns in unserem privaten Umfeld eher wenige Unterstützer gefunden, da hätten wir uns mehr gewünscht.
Wir hätten die Kampagne sicher noch besser machen können, schließlich hatten wir unser Ziel noch höher angesetzt. Aber für eine 1 muss man sich richtig reinhängen und eine 2 ist auch gut.
Welchen Rat habt ihr an künftige Starter einer Crowdfunding Kampagne für Food Projekte?
Wir können nur raten, eine Kampagne nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und den Zeitaufwand richtig einzuschätzen. Ein besonderes Augenmerk sollten Starter einer Kampagne auf das Video legen, die Botschaft ist sehr wichtig. Auch die Presse sollte man von Anfang an mit einbinden. Nach unserer Erfahrung sind 5-6 verschiedene Rewards ausreichend, ein ausgeflipptes Angebot ist gut, die anderen dürfen ruhig eher bodenständig sein.
Vielen Dank an Katharina Mayer für das interessante Interview und vielen Dank an Oma Josefine für den leckeren Apfelkuchen! Schaut gleich Mal vorbei bei kuchentratsch!